Matthias Lux,
Vorsitzender Geschäftsführer der Stadtwerke Halle GmbH
René Walther,
Geschäftsführer der Stadtwerke Halle GmbH
Editorial
Herausforderungen angenommen
2023 wurde mit fast 52 Prozent erstmals über die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Stroms von erneuerbaren Energieträgern gedeckt. Die Transformation gewinnt an Dynamik. Daran haben auch die Unternehmen der Stadtwerke Halle-Gruppe mit einer beschleunigten eigenen Weiterentwicklung ihren Anteil.
Matthias Lux,
Vorsitzender Geschäftsführer der Stadtwerke Halle GmbH
René Walther,
Geschäftsführer der Stadtwerke Halle GmbH
Eine zuverlässige und bezahlbare Ver- und Entsorgung sowie Verkehrs- und Servicedienstleistungen in allen Geschäftsbereichen zu verbinden mit Veränderungen, die dem umweltökonomischen Ansatz folgen, ist Leitlinie unserer Geschäftspolitik. Damit ist es in einem seit Jahren krisenhaften Umfeld 2023 einmal mehr gelungen, einen Jahresüberschuss zu erwirtschaften. Der fällt mit 10,227 Millionen Euro bei einem Gesamtumsatz von 955 Millionen Euro leicht über den Erwartungen aus.
Beides ist Ausdruck von Kontinuität und Leistungsfähigkeit der Stadtwerke Halle-Gruppe und bestärkt uns darin, den Wandel hin zur Klimaneutralität zu beschleunigen.
Themen aktiv vorangetrieben
Vier aktuelle jahresübergreifende Themen stehen beispielhaft dafür:
- Die Vorbereitung des kommunalen Wärmeplans. Nach Betrachtung und Bewertung unterschiedlicher Technologieoptionen unter sozial- und klimaverträglichen, technologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten soll dieser Ende 2024 als Entwurf vorliegen, um ihn bis 2026 verabschieden zu können. Ziel ist es, sowohl verschiedenen neuen sowie geänderte gesetzlichen Regelungen etwa dem Wärmeplanungs- und Gebäudeenergiegesetz Rechnung zu tragen als auch ein weiteres Plus der halleschen Fernwärme zu sichern: ihre Bezahlbarkeit.
- Die Fernwärmetransformation selbst. Dafür setzen wir unter anderem Halles „Solar-Masterplan“ zügig um. Aktuell mit mehr Solaranlagen auf den Dächern der Stadt und einer wachsenden Zahl von Projektgesellschaften für Freiflächenanlagen in Ost-Deutschland. Bis 2030 sollen so die Kapazitäten von derzeit 140 auf 800 Megawatt Leistung ausgebaut werden. Alle Aktivitäten fließen ein in einen Transformationsplan, der auf einem offenen Technologiecheck basiert. Er beantwortet bis Ende des Jahres, mit welchem Mix passender Optionen Halles Fernwärme immer grüner wird. Ein weiterer Meilenstein dafür war auch die Inbetriebnahme der Power-to-Heat-Anlage im Energiepark Dieselstraße. Mit ihr wird regenerativer Überschussstrom in grüne Wärme umgewandelt und nicht mehr abgeriegelt.
- Das Stärken der kritischen Infrastruktur. Um die Trinkwasserversorgung in Sachsen-Anhalt widerstandsfähiger zu machen, haben wir 2023 eine neue Gesellschaft in Partnerschaft von Hallescher Wasser und Stadtwirtschaft GmbH (HWS) und Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH (FEO) gegründet. Sie wird das 2007 in Reserve gestellte kommunale Wasserwerk Beesen modernisieren und als Spitzenlastkraftwerk reaktivieren. Im Technologiepark Weinberg Campus nahm außerdem das Kompetenzzentrum Wasserwirtschaft seine Arbeit auf.
- Sowie eine Fülle von Aktivtäten, die die Mobilitätswende in den Programmen STADTBAHN Halle und StadtLand+ vorantreiben. Der Einsatz der ersten Elektrobusse Sachsen-Anhalts auf der Linie 21 in Halle (Saale) erweist sich als erfolgreich. Zudem rollt ab Ende 2024 die neue Straßenbahngeneration vom Typ TINA durch die Saalestadt.
Ermöglicht wurde all das von einer qualifizierten und motivierten Belegschaft, die mit der Zukunftswerkstatt ein neues Format ins Leben gerufen hat. Das zielt darauf, die Kompetenzen möglichst vieler innerhalb und außerhalb der Unternehmensgruppe zu nutzen.
Das Ergebnis 2023 steht für die Kontinuität und Leistungsfähigkeit der Stadtwerke Halle-Gruppe.
Handeln vor der Welle
Komplexität und Tempo der Veränderung werden in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Dafür sind wir grundsätzlich gut aufgestellt, weil wir fast überall „vor der Welle“ arbeiten. Das Jahr 2023 wird flankiert von Investitionen über 183,3 Millionen Euro innerhalb der Gruppe, und nochmals acht Millionen Euro in Projekte der EGE-Gruppe sowie 1,6 Millionen Euro in das Eigenkapital neu gegründeter Gesellschaften.
Experten beziffern den Investitionsbedarf im Rahmen der Energiewende bis 2030 deutschlandweit allerdings auf insgesamt 721 Milliarden Euro. Allein für Halle (Saale) bedeutet das ein Volumen von 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro. Diese enormen Investitionen erfordern eine Weiterentwicklung auch unseres Finanzierungskonzeptes.
In welchem Rahmen Stadtwerke hier generell agieren, beschreibt der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Kommunaler Unternehmen e.V. (VKU), Ingbert Liebing so: „Deutschlands Stadtwerke wollen die Energiewende vorantreiben. Dazu müssen sie ihr jährliches Investitionsvolumen um das Vier- bis Fünffache steigern. Neben verlässlichen Rahmenbedingungen für die Unternehmen und attraktiven Renditen für Investoren braucht es daneben flankierende Maßnahmen wie Energiewende-Fonds und weniger Papierkram. Energiewendeprojekte wie der Fernwärmeausbau sind Infrastrukturprojekte: Bevor überhaupt der erste Bagger bestellt ist und gebaggert wird, muss die Finanzierung stehen.“
Matthias Lux René Walther