Perspektiven
Handeln statt nur reagieren

Preisexplosionen an den Energiemärkten und die Einstellungen der russischen Erdgaslieferungen – beides prägte das Jahr 2022. Dass die Auswirkungen in Halle (Saale) weniger gravierend ausfielen als anderswo bestätigt einmal mehr die Langfriststrategie der EVH GmbH. Und treibt unternehmerisches Handeln, die Energieversorgung weiter unabhängiger vom Gasmarkt zu machen.
Die Großhandelspreise für Strom und Erdgas bewegten sich 2022 auf einem noch nie dagewesenen Niveau. Wer Erdgas für dieses Jahr am Terminmarkt einkaufen wollte, sah sich mit zehnfach höheren Preisen konfrontiert. In der kurzfristigen Beschaffung schwankten die Erhöhungen sogar zwischen 1.000 und 3.000 Prozent. Vergleichbar war die Entwicklung am Strommarkt. Hier wurden Preisentwicklungen vor allem von Kohleknappheit infolge von Niedrigwasserständen, fehlender Verfügbarkeit von Kernkraftwerken in Frankreich und geringen Wassermengen für Wasserkraftwerke getrieben.
In turbulenten Zeiten zeigt unsere Langfriststrategie Effekte und treibt uns an, die Energieversorgung weiter unabhängiger vom Gasmarkt zu machen.
Auch in Anbetracht dieser Turbulenzen verlor die EVH GmbH als kommunales Unternehmen ihr Ziel nie aus den Augen, die Daseinsvorsorge zu sichern und bezahlbare Preise für die Bürgerinnen und Bürger der Saalestadt anzubieten. Als wesentlicher Stabilitätsfaktor erwies sich dabei die längerfristige Einkaufsstrategie für die Fernwärmeversorgung, die maßgeblich auf dem gemeinsamen strategischen Handeln der Partnerinnen und Partner der Energie-Initiative Halle (Saale) beruht.
Langfriststrategie mit Effekten
Das sorgte u.a. dafür, dass die Fernwärmepreise 2022 stabil gehalten werden konnten, und eine Preiserhöhung per 1. Januar 2023 so moderat ausfiel, dass die Versorgung weiter zu den günstigsten deutschlandweit zählt und die Wärmepreisbremse der Bundesregierung in Halle (Saale) nicht benötigt wird.
Von Vorteil erwies sich in der Energiebeschaffung ferner die breite Streuung der Vorlieferanten. Hier erstellte das Management u.a. einen Notfallplan für etwaige Ausfälle von ihnen. Einer zwischenzeitlich drohenden Gasmangellage beugte die SWH-Gruppe zudem mit der Beschaffung zusätzlicher Liquidität über einen Kreditlinienvertrag vor.
Hohe Priorität hatte daneben auch, die Interessen von Kundinnen und Kunden zu vertreten, wo es die Lage erforderte. Etwa gemeinsam in der Energie-Initiative mit dem Engagement für Preisdeckelungen gegenüber der Bundesregierung oder bei der Aufnahme gestrauchelter Stromkundinnen und -kunden, ohne teurere Grundversorgungstarife für sie. Und bei der Weitergabe von inzwischen wieder sinkenden Beschaffungskosten bei Strom und Erdgas per 1. April 2023 und 1. Juli 2023 durch Preissenkungen in Halle (Saale). Zudem organisierte die SWH eine Stellungnahme von über 20 Stadtwerken aus Sachsen-Anhalt zu geplanten nachteiligen Regelungen für Kundinnen und Kunden gegenüber der Bundesregierung.
Dekarbonisierung im Blick
Neben einem agilen operativen Handeln haben die aktuellen Entwicklungen aber auch die Überzeugung in Halle (Saale) bestärkt, die Unabhängigkeit der Versorgung weiter voranzutreiben. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die geplante Dekarbonisierung der Fernwärmeversorgung. Einer gründlichen Prüfung von Technologieoptionen haben die Aufsichtsräte der Stadtwerke Halle GmbH, EVH GmbH und Halleschen Wasser und Stadtwirtschaft GmbH am 24. April 2023 zugestimmt.
Zu den zu prüfenden technischen Lösungen gehören u.a. Großwärmepumpen, die Nutzung von Ersatzbrennstoffen aus halleschen Abfällen, Power-to-Heat-Anlagen und die Nutzung von Wasserstoff. Die Betrachtung und Bewertung erfolgt unter sozial- und klimaverträglichen, technologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Ziel ist, dass die Hallenserinnen und Hallenser auch in Zukunft klimaneutrale und bezahlbare Fernwärme beziehen können. Die Notwendigkeit der Defossilisierung folgt aus verschiedenen neuen Regelungen wie dem Klimaschutzgesetz und dem Gebäudeenergiegesetz.